Dr. Gudrun Madre - Praxis für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren

Das Immunsystem

Eine einfache Halsentzündung, hervorgerufen durch Bakterien oder Viren, ist ein banales Ereignis, das uns im Herbst regelmäßig widerfährt und nicht selten doch ein paar Tage außer Gefecht setzt. Nach kurzer Zeit aber sollte wieder alles im Lot sein. Genauer betrachtet findet aber ein Kampf unseres Immunsystems gegen die unerwünschten Eindringlinge statt, dessen siegreicher Ausgang nicht selbstverständlich ist.

Die Abwehr besteht, wie bei der Verteidigungsanlage einer Burg, aus verschiedenen Akteuren mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen, die sich im Normalfall bestens ergänzen. Die erste Hürde, die die feindlichen Angreifer überwinden müssen, sind die Mandeln, die sich am Eingang zum Rachen befinden. Sind diese gesund und gut funktionierend, werden bereits hier die meisten Erreger vernichtend geschlagen.

An den Bruchstücken der überwältigten Eindringlinge werden dann spezielle Verteidigungskräfte – die Abwehrzellen – trainiert. Diese Zellen finden sich in verschiedenen Organen wie dem Lymphsystem, der Leber und dem Darm und nennen sich B-Lymphozyten. Die in der Thymusdrüse trainierten Zelltypen werden T-Lymphozyten genannt. Beide Lymphozytenarten sind zunächst unbeschriebene Blätter. Erst in den speziellen Trainingszentren werden sie darauf vorbereitet, einen bestimmten Angreifer zu erkennen, indem sie mit den oben genannten Bakterienbruchstücken konfrontiert werden.

Begegnen sie dann genau der gleichen Bakterienart ein zweites Mal, werden sie ungleich schneller reagieren und sofort eine Armee von genau passenden Antikörpern ausschicken, die sich an die Bakterien und ihre Konsorten anheften und diese nun markieren und erkennbar machen für die sogenannten Fresszellen, die Makrophagen. Diese Zellen finden nun in den markierten Bakterien ein gefundenes Fressen und sind in der Lage, diese in sich aufzunehmen und zu vernichten. Sind erst die Bakterien vernichtet, hat sich die Halsentzündung erledigt. Wir sind wieder gesund.

 

Eine Vielzahl von negativen Einflüssen kann die natürliche Abwehrkraft des Immunsystems belasten.

Diese Einflüsse können von außen kommen und umweltbedingt sein. Ich rede von Genussgiften im Übermaß, von Lebensmittelzusätzen wie Farbstoffen und Konservierungsstoffen, von Medikamenten wie zu häufig verabreichten Antibiotika, von Schadstoffen aus der Umwelt, aber auch von Überernährung, Mikro-Nährstoffmangel, zu viel Stress und Bewegungsmangel.

All diese Einflussfaktoren schwächen unser Immunsystem und können dazu führen, dass unsere Halsentzündung  sich zu einer längeren Krankenzeit ausweitet. Wir fühlen uns langfristig schlapp, müde und körperlich sowie geistig nicht mehr belastbar. Und die Infekte treten immer wieder auf. Das sind dann deutliche Anzeichen dafür, dass das Immunsystem nicht mehr in der Balance ist.

 

Jetzt muss etwas geschehen. Zwei Möglichkeiten will ich herausgreifen und an Beispielen verdeutlichen.

 

Es gibt pflanzliche Immunstimulantien. Dabei handelt es sich um Heilpflanzen, die – wenn wir sie eine Zeit lang regelmäßig zu uns nehmen – unserem Immunsystem helfen, wieder richtig, stark und gut reagieren zu können, also mit den Bakterien in kurzer Zeit fertig zu werden.

Noch sind die purpurnen Blütenköpfe des Sonnenhutes nicht ganz verblüht in unseren Gärten. Mit den strahlenden roten Kronblättern ist der Sonnenhut eine schöne, stolze Blume. Ihr Duft ist leicht, unaufdringlich und dabei sehr differenziert und edel. Die Pflanze wirkt, innerlich angewendet, stärkend auf unser Immunsystem. Dabei soll sie auch die Seele unterstützen, belanglose Angriffe und Reizsituationen abprallen zu lassen. Studien haben inzwischen bewiesen, dass Kinder nach Gabe eines Sonnenhutpräparates weniger Infekte durchmachen als andere. Besonders bewährt ist die Anwendung bei Infekten der oberen Atemwege, also einer Halsentzündung. Man kann diese Heilpflanze den Kindern vorsorgend den ganzen Winter über verabreichen.

Sehr beliebt ist die Wurzel der südafrikanischen Pflanze Pelargonium sidoides, besser als Umckaloabo bekannt. Das Arzneimittel stimuliert die antivirale Abwehr in der akuten Phase der Infektion und hat ebenfalls eine allgemein stärkende Wirkung auf unser Immunsystem. Zur Bronchitisbehandlung ist eine Therapie über zwei bis drei Wochen empfehlenswert, aber vorsichtig, es gibt auch Nebenwirkung bei dieser Behandlung.

Aber warum so weit in die Ferne schweifen, wo es auch bei uns attraktive, wirksame Heilpflanzen gibt, die hochwirksam unsere Infektanfälligkeit vermindern können. Vergessen Sie nicht, dass der altbekannte Hagebuttentee, den die Kinder in früheren Zeiten den ganzen Herbst und Winter über als Hauptgetränk bekommen haben, gut für die virale Abwehr ist. Er schmeckt gar nicht so schlecht und ist auch in unsere Familie ein beliebter Durstlöscher.

Überall leuchten uns im Herbst die Sanddornbeeren entgegen. Wer macht sich die Arbeit, sie zu ernten? Ein etwas anstrengendes, aber lohnendes Unternehmen. Kochen Sie die Beeren mit etwas Wasser und Zucker auf und passieren Sie sie durch ein Sieb. Das kranke Kind oder das Kind, das nicht krank werden soll, bekommt dreimal täglich ein kleines Gläschen zu trinken. Wenn Sie es eventuell mit Ahornsirup und Zitrone abschmecken, kann man, glaube ich, fast jedes Kind damit begeistern.

 

Zu guter Letzt gibt es eine Kneippanwendung, die den Kindern auf dem Familienfest großen Spaß gemacht hat und die bestimmt bei Ihnen zuhause auch gut ankommt. Es ist das kalte Armbad, eine Methode der Wasserheilkunde von Pfarrer Sebastian Kneipp.

Ein Armbad ist eine einfache kleine Anwendung mit guter Wirkung. Von einem kalten Armbad spricht man, wenn die Wassertemperatur unter 18° C liegt. Bei Beginn sollen die Hände und Arme warm sein. Man taucht die Arme bis zur Mitte der Oberarme in das Wasser, die Ellbogen sollen rechtwinklig gebeugt sein. Dabei ruhig atmen und 20 bis 30 Sekunden im kalten Wasser ausharren. Dann streift man das Wasser ab, ohne es mit einem Handtuch abzutrocknen, und bewegt die Armen hin und her, bis sie trocken und wieder erwärmt sind. Macht sich ein angenehm warmes Prickeln breit, hat man das Armbad richtig gemacht. Es ist für eine Abhärtung gut geeignet und wirkt immunstimulierend und ist somit infektvorbeugend.

 

Also keine Angst vor kaltem Wasser. Das Ergebnis sind warme Hände.

Dr. Gudrun Madre | Gundekarstr. 39 | 90537 Feucht | Tel.: 09128-722000