Dr. Gudrun Madre - Praxis für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren

Der Winterblues

Sie ist schlecht gelaunt, einfach gedrückter Stimmung. Wenn sie aus dem Fenster schaut, sieht sie grau. Genauso grau sind ihre Gefühle. Die Abende sind dunkel, die Nächte sind lang. Lange liegt sie schlaflos im Bett, bevor endlich der ersehnte Schlaf kommt. Der ist aber von kurzer Dauer. Dann liegt sie wieder wach und grübelt. Immer die gleichen Themen, immer die gleichen Probleme. Die Gedanken drehen sich im Kreis.

Am Morgen steht sie auf und ist müde. Sie hat ständig das Gefühl, zu nichts mehr Lust zu haben. Für die Aufgaben des Alltags hat sie keine Energie. Alles fällt ihr auf einmal schwer, nichts mehr geht leicht von der Hand. Wann hat sie eigentlich das letzte Mal gelacht? Wann konnte sie das letzte Mal Freude empfinden für irgendwas? Ist es drei oder vier Wochen her? Im Sommer war doch noch alles gut. Sie konnte mit Lust und Freude an ihre tägliche Arbeit gehen, es machte ihr nichts aus, die Familie zu managen und abends noch mit Freunden auszugehen. Die trübsinnige Stimmung, die sich jetzt breit macht, ist gar nicht ihre Art. Was ist also los mit ihr?

Sie leidet an einer saisonalen Depression, einer Winterdepression. Wenn die Tage kürzer werden und die Lichtintensität abnimmt, kommt bei manchem eine depressive Verstimmung auf. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch normal. Bei einigen aber nimmt der Winter-Blues Züge an, die man als Krankheit einstufen muss. Haben Sie Schwierigkeiten, sich noch auf einen Zeitungsartikel zu konzentrieren? Leiden Sie an mangelndem Selbstvertrauen? Machen Sie sich gar häufig Selbstvorwürfe oder sehen Sie die Zukunft schwärzer als sonst, so dass die anderen um Sie herum sagen, mit Ihrem momentanen Schwarzsehen würden Sie doch sehr übertreiben? Fehlt Ihnen auch der Appetit, so dass die Kleider anfangen zu schlackern?

Wenn gar die Freude am Leben überhaupt weicht, ist es höchste Zeit zu überlegen, ob man nicht von außen Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Denn eine Depression ist eine Krankheit, die sich behandeln lässt. Und sie geht vorbei! Wenn man es auch nicht zu hoffen wagt, wenn man mittendrin steckt, so ist es doch wahr. Auch der längste Winter ist einmal zu Ende.

Übrigens ist tatsächlich ein Kraut gegen die Depression gewachsen. Es ist das Johanniskraut. Wenn Sie also zu Ihrem Hausarzt gehen und ihm Ihr Befinden schildern, wird er Ihnen vielleicht als erstes ein Johanniskrautpräparat verordnen. Oder er verschreibt Ihnen ein chemisches Mittel, das Ihnen in kurzer Zeit helfen wird, aus dem tiefen Tal wieder herauszufinden. Eine andere Möglichkeit ist die Lichttherapie, bei der Sie täglich eine gewisse Zeitspanne vor einer Tageslichtlampe verbringen. Sorgen Sie auch in Ihrer Wohnung für eine gute helle Beleuchtung. Und nutzen Sie jeden Sonnenstrahl und jede Möglichkeit, draußen ein bisschen Grün zu betrachten. Grün ist die Anti-depressiv-Farbe. Eine weitere interessante Möglichkeit, gegen eine Depression anzugehen, ist der Schlafentzug, der aber normalerweise nur im Krankenhaus möglich ist. Dazu wird der Patient nachts um 1 Uhr geweckt und bis zum nächsten Abend wach gehalten. Oft geht es ihm am zweiten Tag bereits psychisch besser.

Mit diesem Artikel möchte ich Mut machen, im Winter-Blues nicht zu versinken und zu verzweifeln, sondern rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und ich möchte Hoffnung machen, dass eine Behandlung hilfreich ist und es möglich ist, aus einer Depression auch wieder herauszufinden.

Und zu guter Letzt erinnern wir uns doch daran, dass wir Weihnachten nicht zufällig am Tag nach dem kürzesten Tag des Jahres feiern, dem Tag, ab dem wieder mehr Licht in unser Leben kommt, der Tag, an dem die Hoffnung in die Welt gekommen ist.

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